Arbeit mit Schulen

Der Digitale Medienkoffer ist so konzipiert, dass er zu einem „Dialog der Generationen“ anregen soll. Familiengeschichte im Wechsel von „Hotspots“ mit individuellen Erinnerungen: so kann die Grundidee des Digitalen Medienkoffers beschrieben werden. Ein „Zwiegespräch“ von Jungen mit Älteren soll provoziert werden, mit anschließender Dokumentation und Recherche nach vergessen geglaubten Familienerbstücken, samt Bewertung des Vorganges. Freilich können auch „Zeitzeugen“ alleine testen, welche Erinnerungspunkte etwa zu 9/11 existieren.

Im Idealfall ist aber der Vorgang „Familiengeschichte“ in einen Generationendialog eingebunden. Innerhalb der Schulklasse werden diese letztlich sehr persönlichen Erinnerungen in den Vergleich zu den Ergebnissen der Klassenkollegen gesetzt. Schon beim ersten Versuch war das Ergebnis mehr als spektakulär.

Erste Erfahrungen

Die Wahl einer 7. Klasse in einer AHS in Wien Floridsdorf ergab sich aus einem Kontakt zur Klassenlehrerin. Dr. Bettina Paireder und Prof. Peter Dusek hatten über mehrere Jahre hinweg „Mediendidaktik“ für Historiker an der Universität Wien gemeinsam unterrichtet. Die ambitionierte AHS-Lehrerin war vom Fleck weg vom Projekt Digitaler Medienkoffer überzeugt. Die Vorabinformationen waren offenbar ausreichend und in drei Schulbesuchen wurden erste Resultate des Projekts in der Klasse vorgestellt und die Berichte über die Gespräche mit den Familien dokumentiert. 

Die Idee war, den Schülern in einem ersten Treffen das Projekt zu erklären und unterstützt mit Filmbeispielen in die fünf Fokus-Themen, die es zu besprechen galt, einzuführen: Anschluss 1938, Kriegsende 1945, Ende des Prager Frühlings 1968, Tschernobyl-Reaktorunglück 1986, Mauerfall 1989.

In der Vorstellungsrunde beim ersten Schulbesuch erzählten die Schüler aus ihren eigenen Erinnerungen an Gespräche mit den Eltern und Großeltern, wie die fünf Ereignisse in der Familie wahrgenommen wurden. Hier fiel auf, dass vor allem die schwere Zeit nach dem zweiten Weltkrieg für viele Großeltern noch heute Thema ist. Das man nach dem Reaktorunglück für eine gewisse Zeit nicht ohne Sorgen im Freien spielen durfte, wurde den meisten Schülern ebenfalls überliefert. Erzählungen darüber, wie die plötzliche Öffnung der Grenze in Berlin erlebt wurde, existieren in fast allen Familien. Aufgabe bis zu den folgenden Treffen war es nun, die Eltern und Großeltern ganz konkret zu diesen Themen zu befragen und in Erfahrung zu bringen, inwiefern zu Hause noch Dokumente, Aufnahmen oder andere Erinnerungsstücke existieren, die diese Ereignisse dokumentieren. Über die fünf Fokus-Themen hinaus durften selbstverständlich auch andere Themen besprochen werden. Denn die persönliche Geschichte folgt nicht der Struktur und Linearität von Lehrbüchern. Und so kam es auch.

Eine von vielen besonderen Geschichten

Geradezu „romanverdächtig“ war die Geschichte über einen Ur-Ur-Großvater, der im ersten Weltkrieg von der Bleikugel eines Schrapnellgeschosses am Auge getroffen wurde und knapp überlebte. Daraufhin ließ er die Kugel in das Band seiner Taschenuhr einarbeiten und trug sie bis an sein Lebensende mit sich. So wurde diese „Reliquie“ ebenso archiviert wie die Militär-Orden des Ahnen sowie ein Fotoalbum.

Gruppenfotomit Klassenlehrerin Dr. Bettina Paireder
7. Klasse in einer AHS in Wien Floridsdorf
Schülerin mit Fotobuch des Ur-Ur-Großvaters aus dem ersten Weltkrieg
Schülerin mit Fotobuch des Ur-Ur-Großvaters aus dem ersten Weltkrieg (siehe Text)
Ur-Ur-Großvater Taschenuhr
Taschenuhr Ur-Ur-Großvater (siehe Text)

Förderer

Zukunftsfonds

BA

GJ


In Kooperation mit dem
„Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte“

VZ

Das Haus der Geschichte Österreich (Link) unterstützt die Zielsetzungen des Digitalen Medienkoffers.

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